Empathie ist im Berufsalltag ein oftmals viel zu wenig eingesetzter Joker, das Ass im Ärmel. Wer emphatisch sein kann, baut bessere Beziehungen zu seinen Kollegen, Mitarbeitern und auch allen Menschen im persönlichen Umfeld auf. Dadurch kommt es zu weniger Konflikten, effizienterer Zusammenarbeit und tieferen Bindungen. Es wird Vertrauen aufgebaut. Das Gute dabei: Empathie zeigen kann man lernen! In diesem Artikel zeige ich dir wie das geht und weshalb es sich lohnt sich hier aus der eigenen Komfortzone herauszuwagen.
Was also ist Empathie und was ist es nicht?
Der Duden beschreibt Empathie als „Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen anderer Menschen einzufühlen.“ Es geht also darum den anderen zu verstehen, sich in die Situation des anderen hineinzuversetzen, aus seiner Perspektive zu betrachten und nachzuempfinden. Wir wollen unserem Gegenüber also zeigen, dass wir verstanden haben, was die erlebte oder beschriebene Situation für ihn oder sie bedeutet. Das kann sich anhören wie zum Beispiel: „Der Kunde hat zum wiederholten Male seine Bestellung verändert und dadurch die Produktionsplanung über den Haufen geworfen, dadurch bist du jetzt echt im Stress!“ Wenn du nur sagen würdest: „Ich verstehe dich!“ kann es sein, dass du die Situation komplett nachvollziehen kannst, du weißt es aber nicht sicher und noch viel wichtiger, du gibst deinem Gegenüber keinen Hinweis darauf, deiner Aussage glauben zu können! Du nimmst dir mit so einer kurzen Aussage die Möglichkeit an dieser Stelle wirklich zu verstehen.
Wenn du nämlich die Emotionen in Worte fasst, gibst du deinem Gesprächspartner die Gelegenheit dir entweder zuzustimmen, da du es tatsächlich genau richtig verstanden hast, oder dich zu korrigieren. Vielleicht ist er nicht im Stress mit der Umplanung der Produktion, sondern verärgert darüber, dass durch den Mehraufwand ein persönlicher Termin nicht stattfinden kann. Durch die Spiegelung der Situation und der damit vermutlich verbundenen Emotionen konnte der Kollege die Situation konkret benennen und fühlt sich verstanden. Er weiß es genau, er wird verstanden!
Empathie ist aber kein Mitleid! Du leidest nicht mit. Du versucht „Leid“, um beim Wort zu bleiben, zu verstehen, ohne selbst darunter leiden zu müssen. Du willst der persönlichen Bedeutung einer Situation Raum geben. Das ist kraftvoll. Das geht tief. Das baut Bindung auf.
Empathie bedeutet nicht zu bewerten, kein eigenes Urteil fällen, nur spiegeln. Wenn man sich das bewusst macht, fällt es auch schon leichter, sich in jemand anderen einzufühlen. Man kann die eigene Analyse und Schlussfolgerung der Situation komplett außer Acht lassen. Ich kann also auf der einen Seite sagen: „Du siehst aus, als machst du dir Sorgen über die Einhaltung der Deadline“ und gleichzeitig denken: „Hättest du ein wenig mehr Energie in die Projektplanung investiert, hättest du diesen Stress jetzt nicht!“ Das macht die einfühlsame Aussage in Richtung des gestressten Kollegen nicht weniger wertvoll und wahr, ohne die eigene Meinung im Konflikt zu sehen. Empathie ist frei von eigener Wertung.
Die Trumpfkarte im Business
Wie kann gerade Empathie einen entscheidenden Vorteil im Businesskontext aufbauen? Stell dir selbst die Frage mit wem du bevorzugter zusammen arbeitest, wem du wahrscheinlicher dein Vertrauen schenkst: Jemandem, der in schwierigen Diskussionen mit den besten Argumenten versucht alle Teilnehmer wieder beim Thema zu vereinen, oder jemandem, der darüber hinaus auch die unausgesprochenen Emotionen im Raum zu Wort kommen lässt und diesen so die negative Energie nimmt?
Meine Erfahrung zeigt, dass die besten Argumente wirkungslos verpuffen, wenn die gefühlten Emotionen, der Ärger im Bauch, die Irritation im Kopf, die geballte Faust in der Tasche, keine Chance hatten kurz angehört zu werden. Und ich meine wirklich kurz. Es handelt sich vielleicht um einen Satz von dir mit oftmals nur einer Erwiderung. Anschließend kann es sofort wieder sachlich werden, allerdings mit dem guten Gefühl in einem Punkt, in einer Situation verstanden worden zu sein.
Es gibt eine einfache Formel, um Empathie zu zeigen!
Die Wissenschaft sagt, nur etwa 10 Prozent der Fähigkeit Empathie zu zeigen ist Veranlagung. Das sind wirklich gute Nachrichten und bestätigen meine Erfahrungen mit meinen Teilnehmern und Cochees. Empathie ist eine Kompetenz, die man lernen kann! Es lässt sich sogar in eine einfache Formel bringen
Fakt + Emotion = Empathie
Eine Situation die du beobachtest oder erzählt bekommen hast, hat eine emotionale Bedeutung für deinen Gesprächspartner. Versucht das in Worte zu fassen, z.B. „Sie sehen aus, als freuen Sie sich über die verlängerte Laufzeit“, oder „die Präsentation nächste Woche ist wichtig für dich, richtig?“
Einfühlungsvermögen zu zeigen erfordert Mut und gibt Hoffnung
Wenn die Emotionen hitziger werden in einer Diskussion, wenn es in manchen Situationen keinen gemeinsamen Nenner mehr zu geben scheint, dann kann Empathie die Wende bringen! Wenn auf rationaler Ebene keine Einigung erzielt werden kann, bleibt immer noch die Möglichkeit dies auf emotionaler Ebene zu erreichen. „Hier nicht weiterzukommen ist ganz schön frustrierend.“ Das kann der kleinste gemeinsame Nenner für alle Beteiligten sein.
Dies wiederum schafft eine Verbindung, die vorher verloren war und eröffnet die Möglichkeit vielleicht doch noch eine Einigung zu erzielen. „Wollen wir dann an dieser Stelle mal zusammentragen, was dafür und was dagegen spricht, um von da weiter zu schauen?“ Diese Aussage wird eine positivere Resonanz bekommen, wenn vorher eine emotionale Verbindung hergestellt wurde.
Es ist vielfach bewährt und manchmal braucht es nur ein wenig Mut die Emotionen im Raum anzusprechen, um sie zu entschärfen. Das funktioniert in den wichtigsten Verhandlungen mit dem neuen Großkunden genauso, wie mit den Menschen, die uns am nähesten stehen. Wir müssen nicht einer Meinung sein, um die Gefühle des anderen zu verstehen. Es ist aber viel einfacher eine gemeinsame Position zu finden, wenn die emotionale Bedeutung ausgesprochen wurde.
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